Wie Kinder am besten Fahrrad fahren lernen
Nicht selten bekommen Kinder schon mit zwei oder drei Jahren ihr erstes Fahrrad. Oftmals sind die Kleinen damit aber überfordert, denn nicht jedes Kind entwickelt sich gleich schnell. Falscher Ehrgeiz der Eltern kann gerade im Straßenverkehr ziemlich gefährlich werden. Kinder, die noch im Kindergartenalter sind, sind nämlich als Verkehrsteilnehmer schlichtweg überfordert.
Das Thema Fahrradfahren wirft einige Fragen auf: Wie kann man dem Kind Fahrradfahren beibringen? Ist ein Fahrrad mit Stützrädern sinnvoll? Ab wann sind Kinder überhaupt in der Lage, Fahrrad zu fahren? Nicht zuletzt stellt sich die Frage: Welches ist die richtige Fahrradgröße für das Kind? Wie muss man das Fahrrad richtig einstellen, damit das Kind sicher damit fahren kann?
Warum ist Fahrradfahren lernen so wichtig?
Fahrradfahren lernen hat mehrere Vorteile. Das Kind schult damit seinen Gleichgewichtssinn, es lernt, am Verkehr teilzunehmen, es trainiert Reaktionsfähigkeit und Körperbeherrschung und zu guter Letzt macht es Spaß. Dein Kind erfährt mit dem Fahrrad fahren Selbstwirksamkeit und wird ein Stück selbstständiger. Zudem dient das Fahrrad lange Jahre als umweltfreundliches Fortbewegungsmittel.
Die richtige Vorbereitung zum Fahrradfahren Lernen
Kinder, die Roller oder Laufrad fahren können, tun sich mit dem Fahrradfahren Lernen tatsächlich viel leichter. Ist das Kind auf einem oder auf beiden Gefährten sicher unterwegs, ist das eine gute Voraussetzung, um das Fahrradfahren zu erlernen.
Ab wann können Kinder Fahrrad fahren?
Es gibt glücklicherweise kein festes Alter, zu dem ein Kind Fahrrad fahren können muss. Wie überall, so gilt auch hier, dass jedes Kind sich unterschiedlich schnell entwickelt. Es gibt durchaus ehrgeizige kleine Radfahrer, die bereits zur Einschulung selbständig Radfahren können. Andere brauchen etwas länger dafür, was völlig normal ist.
Ausschlaggebend sind nicht das Alter oder die Größe des Kindes, sondern vielmehr seine motorischen Voraussetzungen und sein Kröpergefühl. Immerhin muss man treten, gucken, lenken und bremsen gleichzeitig vollführen können.
Ebenfalls wichtig ist der eigene Wunsch des Kindes. Wenn das Kind dafür bereit ist, Fahrrad zu fahren, zeigt es Neugierde und äußert den Wunsch. Das können Eltern für die ersten Radfahrversuche ausnutzen. Wenn Kinder aus eigenem Antrieb Fahrradfahren lernen wollen, überwinden sie Ängste schneller und verarbeiten auch einen eventuellen Sturz besser. Die eigene Motivation ist also ein wichtiger Aspekt!
Übrigens: Die allermeisten Kinder lernen zwischen dem 6. und dem 12. Jahr Fahrradfahren. Nicht selten machen Eltern entscheidende Fehler, die dem Kind das Lernen erschweren. Zum Beispiel, indem sie viel zu hohe Erwartungen an das Kind haben.
Das erste Kinderfahrrad
Was ist beim ersten Kinderfahrrad wichtig? Es gibt einige Punkte, die Eltern vor dem Kauf beachten sollten. Zum Beispiel kann das Kind mit einem Rad mit tiefem Einstieg am einfachsten Fahrradfahren lernen, weil es sich hier viel besser auf- und absteigen lässt.
Auch das Gewicht spielt eine maßgebliche Rolle. Kinderfahrräder gibt es von 5 – 10 Kilo. Gerade ein Fahrrad für 3- oder 4jähirge sollte keinesfalls mehr wiegen als 8 Kilo, das ist meistens etwa die Hälfte des Körpergewichts. Mit einem leichteren Fahrrad lässt es sich viel einfacher die Bordsteinkante hochschieben als mit einem schweren. Ein Gepäckträger wird oftmals überhaupt nicht genutzt und kann somit wegfallen – das spart ein weiteres halbes Kilo.
Welche Fahrradgröße für Kinder?
Das erste Kinderfahrrad sollte keinesfalls auf Zuwachs gekauft werden. Es ist wichtig, dass die Größe des Fahrrads zur Größe des Kindes passt. Im Stand, auf dem Sattel sitzend, sollten die Kinder mit den Zehenspitzen den Boden berühren. Sind sie noch unsicher, sollte der Sattel noch etwas niedriger sein.
Erstklässler brauchen in der Regel ein Fahrrad der Größe 18-24 Zoll, je nach Körpergröße. Dritt- und Viertklässler hingegen können oftmals schon mit einem 24-26 Zoll Fahrradfahren lernen.
Dein Kind muss auch Schrittweise lernen, zuerst ohne Rücktritt zu fahren, eine Bremse zu nutzen, dann zwei und zu guter Letzt auch noch die Schaltung zu bedienen. Je nach Fahrradgröße ist die entsprechende Ausstattung vorhanden. Am besten ist es, du lässt dich hier in einem guten Fahrradfachgeschäft beraten. Dort kann das Fachpersonal das Fahrrad richtig einstellen.
Tabelle: Die richtige Fahrradgröße für Kinder
Köprergröße | Alter | Empfohlene Radgröße | Empfohlene Rahmengröße |
unter 85 cm | unter 2 Jahre | Laufrad | |
85-105 cm | ca. 2-3 Jahre | 12 Zoll | 18-21 cm |
100-115 cm | ca. 3-4 Jahre | 12-16 Zoll | 21-23 cm |
100-120 cm | ca. 4-5 Jahre | 16-18 Zoll | 23-29 cm |
115-125 cm | ca. 5-6 Jahre | 18 Zoll | 25-32 cm |
120-135 cm | ca. 6-8 Jahre | 20 Zoll | 25-34 cm |
130-150 cm | ca. 8-11 Jahre | 24 Zoll | 28-35 cm |
140-160 cm | ca. 11-13 Jahre | 24-26 Zoll | 32-38 cm |
Die richtige Sattelhöhe
Auch den Fahrradsattel muss man richtig einstellen. Der Sattel des Rades sollte so eingestellt werden, dass das Kind mit beiden Beinen im Sitzen locker mit den Fußballen bis zum Boden kommt. Für Anfänger könnte auch mehr Bodenkontakt nötig sein. Der Bodenkontakt gibt Vertrauen.
Ist der Sattel zu hoch, kann es bei unsicheren Fahrern zu Unfällen und Verletzungen kommen. Ist er zu niedrig, ist das Treten schädlich für das Knie und die Haltung auf dem Rad. Geübte Fahrer sollten das Pedal fast durchdrücken können, wenn sie fahren.
Die richtige Lenkerhöhe
Auch die Lenkerhöhe muss zur Körpergröße passen. Die Lenkerhöhe muss so eingestellt werden, dass das Kind gut an die Bremsen kommt. Der Oberkörper soll leicht nach vorne gebeugt sein, aber gerade. Die Arme sollen beim Fahren etwas angewinkelt sein.
Gebogene Lenker sind für Fahranfänger oder kleinere Räder gut, da man das Gleichgewicht so besser halten kann.
Relevante Ausstattung des ersten Fahrrads
Was die Bremse anbetrifft: Gerade das erste Fahrrad sollte mit Rücktrittbremse gewählt werden, da diese ein schnelleres Reagieren des kleinen Fahrers zulässt. Das nächste Fahrrad sollte keinen Rücktritt mehr haben, sonder zwei Bremsen.
Reflektoren gehören, sobald das Kind alleine unterwegs ist, ebenfalls zu einer sicheren Ausstattung des Fahrrads dazu.
Wichtig ist außerdem in jedem Fall ein Kettenschutz aus Kunststoff, damit sich nicht das Hosenbein in den Speichen verheddert. Ein Aufprallschutz am Lenker sollte ebenfalls vorhanden sein, genauso wie auch gepolsterte Sicherheitsgriffe, die das Kind gut und sicher halten kann und nicht vom Lenker rutscht.
Ein Kinder Fahrradhelm ist Pflicht

Es gibt tolle Fahrradhelme, sodass jedes Kind sicherlich den für ihn schönsten Helm finden kann und diesen dann auch gerne trägt. Bevor der Helm gekauft wird, sollte der Kopfumfang des Kindes genau gemessen werden, denn weder ein zu großer noch ein zu kleiner Fahrradhelm ist komfortabel und sicher. Er soll gut von allen Seiten anliegen und bei einem Sturz nicht verrutschen.
Sei am besten ein gutes Vorbild und trage auch einen Helm beim Fahrrad fahren.
Ein Kinderfahrrad braucht keine Stützräder
Stützräder werden mittlerweile als sehr kritisch angesehen. Wer meint, dass Stützräder das Fahrradfahren Lernen erleichtert, irrt. Das Gegenteil ist der Fall. Ein Fahrrad mit Stützrädern vermittelt ein falsches Fahrgefühl, denn in diesem Fall muss das Kind das Gleichgewicht nicht halten und somit das Fahrrad auch nicht ausbalancieren.
Werden die Stützräder dann abmontiert, muss das Kind erst lernen, dass es nur dann nicht umfällt, wenn es aktiv in Bewegung bleibt. Es muss das Fahrradfahren komplett neu lernen. Stützräder sind also nicht hilfreich, sondern vielmehr kontraproduktiv, weswegen von vornherein drauf verzichtet werden sollte.
Hat das Kind tatsächlich große Schwierigkeiten beim Erlernen des Fahrens, können alternativ auch die Pedale des Fahrrads abmontiert werden, so dass das Fahrrad zum Laufrad umfunktioniert wird. Dann kann es nämlich auf diese Art lernen, das Gleichgewicht zu halten. Wenn das gut klappt, werden die Pedale einfach wieder ans Fahrrad montiert.
Wo lernt man am besten Fahrradfahren?
Die Frage nach dem optimalen Platz zum Fahrradfahren Lernen ist durchaus berechtigt. Denn es eignet sich weder eine befahrene Straße noch ein voller Parkplatz für die ersten Fahrversuche.
Am besten sind hier verkehrsfreie Plätze, wie große Parkplätze von Supermärkten an einem Sonntag, asphaltierte Feldwege oder ein eigener Hof.
Auch wenn manchmal aus Angst vor Stürzen eine Wiese als Übungsplatz verlockend erscheinen mag: Die Unebenheiten darauf sind nicht optimal. Sie erschweren das Fahren lernen. Es sollte also möglichst ein asphaltierter, ebener Untergrund sein, ohne Steigung oder Gefälle.
Wir bringe ich meinem Kind Fahrradfahren bei?
Am wichtigsten ist vor allem eines: Geduld. Gut Ding braucht Weile, außerdem ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Vergleiche mit anderen Freunden, die es bereits können und erhöhte Erwartungen sind fehl am Platz. Wenn das Kind keine Lust mehr hat, sollte eine Pause eingelegt werden. Das Üben sollte niemals unter Zeitdruck stattfinden. Außerdem sollten Eltern ihr Kind immer ernst nehmen.
Richtig Anfahren: Das Kind sollte während des Fahrens besser nicht am Sattel oder am Lenker festgehalten werden, sondern lieber an den Schultern. Praktischer ist es, eine Hilfestellung von vorne zu geben als von hinten, da sich das Kind sonst womöglich immer wieder nach hinten umschaut, um sich zu vergewissern dass es noch gehalten wird. Es ist gut, das Kind leicht anzuschubsen und nicht zu schieben. Letzteres verleitet das Kind dazu, passiv zu sein.
Vor dem Fahren sollte immer auch das Bremsen geübt werden. Denn nur wer weiß, wie man das Fahrrad sicher zum Stehen bringt, hat keine Angst vor dem Fahren.
Auch Fallen sollte besprochen werden, um dein Kind darauf vorzubereiten. Der erste Sturz ist meistens am schlimmsten, weil er unerwartet kommt. Vor dem Fallen sollte aber prinzipiell keine Panik verbreitet werden.
Wichtiger Hinweis für dein Kind: Man fährt dorthin, wo man hinsieht. Daher den Blick in Fahrtrichtung richten, sonst fällt man leichter um oder fährt in ein Hindernis.
Wichtig ist zudem die innere Einstellung. Dein Kind soll wissen, dass nicht alles sofort klappen kann und es mit sich selbst Geduld braucht. Fördere die positive Einstellung deines Kindes, indem du Fehler und Unfälle als wichtige Lernpunkte siehst und das betonst, was schon gut läuft.
Ansonsten hilft nur eins: Üben, üben, üben! Wohl jedes Kind lernt irgendwann das Fahrradfahren, das eine früher, das andere später, dem einen fällt es etwas leichter, dem anderen schwerer.
Die Feinheiten beim Fahrradfahren
Kann der Fahranfänger sicher auf dem Fahrrad fahren, geht es an die Feinheiten: sich umschauen, die Richtung anzeigen, in einer Gruppe hintereinander her fahren, Kurven fahren, Spur halten, rechts fahren, klingeln, auf Überraschungen regieren etc.
Auch hier ist es wiederum wichtig, dass Eltern Geduld haben, sich Zeit lassen und viele Pausen einlegen.
Radfahren lernen: ein paar Tipps und Tricks
Fahrradfahrende Eltern sind immer eine gutes Vorbild für das Kind. Als extra Motivation dient vielleicht ein Fahrradkorb, in dem die Lieblingspuppe mitfahren darf. Auch ein extra Puppensitz für den Gepäcksträger ist ein schönes Extra.
Auch Fahrradspiele können das Fahren schmackhaft und interessant machen. Mit ihnen kannst du Geschicklichkeit und Wendigkeit üben.
Beispielsweise können auf dem Boden Kreise gezeichnet werden, die man abfahren muss. Je älter die Kinder sind, desto kleiner kann man die Kreise machen. Du könntest auch einen Parcours aufzeichnen oder Auflegen. Hier kannst du dir gemeinsam mit deinem Kind Hindernisse ausdenken.
Kleine Wettkämpfe sind übrigens auch spannend für Kinder. Geübtere Fahrer können Wettrennen fahren oder damit Fangen spielen. Auch ein Ritterturnier mit einer Lanze aus Schaumstoff könnte lustig sein.
Beim Erlernen des Fahrrad Fahrens ist es auch immer ratsam, ein erste Hilfe Kit mitzunehmen, um blutende Wunden gleich zu verarzten. Auch eine Wasserflasche sollte nicht fehlen, damit dein Kind genug trinkt.
Die passende Kleidung zum Fahrrad Fahren
Auch auf die passende Kleidung sollten Eltern achten. So sollte zum Beispiel die Hose keinesfalls unten zu weit und außerdem natürlich auch bequem sein. Ebenfalls sinnvoll sind rutschfestes Schuhe und Radhandschuhe, mit denen Blasen an den Händen vermieden werden können.
Wer Angst vor Stürzen hat, kann dem Kind Ellbogen- und Knieschützer anziehen. Auch wenn das Kind diese später bestimmt nicht mehr trägt, macht es Sinn, sie bei den ersten Fahrversuchen zu tragen.
Richtig Fahrrad fahren lernen – Fazit
Wenn dein Kind das Fahrradfahren lernt, ist das ein wichtiger Schritt. Es wird mobil! Eltern sollten dabei auf einige Dinge achten. Neben der richtigen Fahrradgröße für das Kind ist viel Geduld wichtig, außerdem der richtige Platz zum Üben.
Ein Kinderfahrrad mit Stützrädern ist wenig sinnvoll. Besser ist es, wenn der Nachwuchs vor den ersten Fahrradversuchen sicher mit Roller oder Laufrad umgehen kann.
Jedes Kind ist zu einem anderen Zeitpunkt bereit, um das Fahrradfahren zu lernen. Am ehesten ist es dann soweit, wenn es von sich aus den Wunsch äußert. Zur Grundausstattung gehören ein gut sitzender Helm und bequeme Kleidung. Dann steht dem Fahrrad Spaß nichts mehr im Wege!
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