Geschwister: Eine Bindung fürs Leben
Der Bund unter Geschwistern ist ein ganz besonderer. Denn diese sehr speziellen Menschen im Leben hat man sich nicht ausgesucht, sie sind einfach da. Im Laufe der Jahre machen Geschwister dabei viele Phasen zusammen durch. Von kindlichen Streitereien bis hin zu guten und schlechten Zeiten im Erwachsenenleben, es gibt viel zu erleben.
Geschwister gibt es dabei in vielen Konstellationen. Die einen haben einen großen Altersunterschied, die anderen sind eineiige Zwillinge. Wieder andere haben erst spät im Leben zusammengefunden, etwa durch Adoption oder in der Patchwork-Familie. Wie auch immer der Werdegang seinen Anfang nahm, für die meisten sind der Bruder oder die Schwester ein Leben lang eine der wichtigsten Bindungspersonen im Umfeld.
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Wie gelingt eine gute Geschwisterbindung?
Die Geschwisterbindung wird von Anfang an durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt. So ist es relevant, wie viele Kinder in einem Haushalt leben oder wie groß der Altersunterschied zwischen den Kindern ist.
Einer der wichtigsten Einflüsse auf die Geschwisterbindung geht dabei immer von den Eltern bzw. den erziehungsberechtigten Personen aus. Schaffen Eltern eine Umgebung, in der sich alle Kindern ernst genommen, gehört und geliebt fühlen, ist es einfacher, eine Bindung zu anderen aufzubauen. Ein positives Familienklima lehrt allen Beteiligten Respekt und zeigt klare Grenzen auf. Geschwister können so lernen, gemeinsam zu leben, ohne sich selbst zurückstellen zu müssen.
Die Anzahl der Kinder
Es spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Beziehung unter Geschwistern, mit wie vielen Kindern man im Haushalt lebt. Die Dynamik zwischen den Kindern wird durch viele Faktoren beeinflusst. Dazu zählen etwa der Altersunterschied und die Geschwisterkonstellationen zueinander. Fünf Schwestern haben eine andere Routine als etwa nur zwei Schwestern. Je mehr Geschwister vorhanden sind, umso größer die Altersunterschiede vom jüngsten zum ältesten Kind. Mit wachsender Kinderzahl ändert sich auch die Betreuungssituation. So ist es keine Seltenheit, dass in Großfamilien die älteren Geschwister eine Art Elternrolle einnehmen – was sich wiederum auf das Verhältnis zu den jüngeren Geschwistern auswirkt. Auch die Geschwisterbeziehung im Erwachsenenalter ist dann eine andere.
Die Anzahl der Geschwister ist auch mit Blick auf die Anforderungen an die Eltern relevant. Je besser die gesamte Familiendynamik ist, umso besser gelingt das Zusammenleben der Geschwisterkinder. Hier gibt es keine klaren Anzeichen dafür, welche Familiengröße welche konkreten Vor- oder Nachteile mit sich bringt. So gibt es Familien, die mit zwei Kindern überfordert sind und Familien, die mit sechs Kindern bestens den Alltag bewältigen.
Die Geburt jüngerer Geschwister
Wenn die Familie wächst, ist das immer eine aufregende Zeit. Wird ein Geschwisterkind geboren, durchlaufen die älteren Geschwister in den kommenden Jahren drei klassische Phasen. Die Geschwister Beziehung zueinander wird hier durch den Altersunterschied bestimmt. Sind etwa Schwester und Bruder nur zwei Jahre auseinander geboren, zeichnen sich die Phasen deutlicher ab, als wenn ein Nachzügler 12 Jahre jünger ist.
- Die erste Phase des Kennenlernens zeichnet sich durch Neugierde ab. Die Geschwister Liebe ist zumeist groß und die älteren Kinder möchten ganz genau herausfinden, mit wem sie es da zu tun haben.
- In der zweiten Phase kommt es bereits zur klassischen Geschwisterrivalität. Alle Parteien durchlaufen klassische Entwicklungsphasen und lernen sich selbst sowie das Gegenüber kennen. In dieser Phase ist Geschwisterstreit für die meisten Familien ein fester Bestandteil des Alltags. Zum Glück bleibt es nicht ewig bestehen, dass sich zum Beispiel Bruder und Schwester rund um die Uhr streiten.
- In der dritten Phase flacht die Rivalität ab und die Kinder können eine gute Geschwisterbeziehung ausbauen.
Die Rolle der Erstgeborenen
Dem ältesten Geschwisterkind wird eine Reihe von Charaktereigenschaften nachgesagt. So ist immer wieder zu lesen und zu hören, dass sie zielstrebig und fleißig sind. Sie zeigen Ehrgeiz und sie sind früher selbstständig als die anderen Kinder. Es gibt eine Vielzahl von Studien, die sich eingehend damit befassen, welche Auswirkungen die Geschwisterkonstellation auf die Entwicklung von Menschen hat. So wurden bereits mehrfach in der Geschwisterforschung Hinweise darauf gefunden, dass die älteren Geschwister in der Regel die intelligentesten sind. Dies soll vor allem daran liegen, dass die Eltern in der Phase der frühkindlichen Erziehung mehr Zeit investieren konnten, um etwa ein Buch zu lesen oder ein Puzzle zu lösen.
Sind Bruder oder Schwester älter, sehen sie sich mit zunehmendem Alter häufig als eine Art “Aufpasser”. Es wird oft erwartet, dass sie sich darum kümmern, das jüngere Kind zu unterstützen oder gar zu betreuen. Nicht selten kann dies zum Streit unter den Geschwistern führen. Denn der ältere Bruder oder die ältere Schwester möchten die ungefragte Verantwortung nicht immer übernehmen.
Als erstgeborenes Kind sieht man sich aber auch dem sogenannten Entthronungstrauma gegenüber. Hier wird die Zeit nach der Geburt eines Geschwisterkindes beschrieben. Denn lediglich das älteste Geschwisterkind muss sich nun daran gewöhnen, dass es nicht mehr allein um ein Kind geht. Alle weiteren Geschwister kennen es nicht anders, als mit Bruder oder Schwester die Aufmerksamkeit zu teilen.
Sandwichkinder
Auch die sogenannten Sandwichkinder sind immer wieder Gegenstand der Geschwisterforschung. Sie haben ältere wie jüngere Geschwister und es gibt ebenfalls eine Reihe von Charaktereigenschaften, die ihnen nachgesagt werden. So spricht man davon, dass sie kompromissbereit sind, ein gutes Aufnahmevermögen haben, aber auch ein geringeres Selbstbewusstsein.
Der Grund dafür wird zumeist in der Tatsache gesehen, dass die Geschwisterkonstellation es nicht zulässt, dass dem Mittelkind im gleichen Maße Zeit gewidmet wird wie älteren oder jüngeren Geschwistern. Das ältere Kind hat diese Zeit genossen, bevor die anderen überhaupt geboren waren und für die jüngsten Kinder bricht die Zeit heran, wenn die Älteren selbstständig sind.
Sandwichkinder neigen dazu, nach Aufmerksamkeit zu suchen. Sie sind etwa besonders lustig oder sehr energiegeladen. Einige Forschungsergebnisse lassen darauf deuten, dass sie im Erwachsenenalter eine weniger feste Bindung zur Familie haben.
Das jüngste Geschwisterchen
Das berühmte Nesthäkchen nimmt in Familien ganz ohne Frage eine besondere Stellung ein. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Nachzügler handelt oder ob nur wenige Jahre Altersunterschied zum ältesten Kind bestehen. Den jungen Geschwisterkindern wird nachgesagt, dass sie besonders kreativ und freigeistig sind. Gleichzeitig geht die Forschung davon aus, dass sie eine weniger enge Bindung zu den Eltern haben.
Wer in der Geschwisterreihenfolge zuletzt steht, hat oft viele Freiheiten, die sich die Älteren hart erkämpfen mussten. Dies liegt unter anderem daran, dass die Eltern weniger Zeit haben, um sich intensiv zu kümmern. Aber auch daran, dass Eltern im Laufe der Zeit andere Prioritäten setzen. War es beim ersten Kind vielleicht noch ein zentraler Punkt, dass es zu einer bestimmten Uhrzeit zu Hause sein musste, kann es beim Dritten oder Vierten darum gehen, am Abend in Kommunikation zu bleiben und auf Vertrauen zu setzen.
Wenn man ältere Geschwister fragt, ob das jüngste Kind in der Familie verwöhnt wird, werden die meisten mit einem klaren JA antworten. Die jungen Geschwister selber sehen das häufig ebenfalls so. Erneut spielen dabei viele Faktoren mit, wie etwa das höhere Alter der Eltern oder auch der Versuch, vermeintliche Fehler nicht zu wiederholen.
Der richtige Altersabstand
Das Thema Altersunterschied bei Geschwistern sorgt für viele Diskussionen. Denn hier hat jeder seine ganz eigene Meinung. Die einen sind davon überzeugt, dass in einer Geschwisterkonstellation ein Altersunterschied von zwei Jahren ideal ist. Andere sprechen dem Alter der Kinder gar keine Relevanz zu. Tatsache ist, dass sich die Dynamik zwischen Geschwistern mit zunehmendem Altersabstand verändert. Dies liegt vor allem daran, dass es weniger Schnittpunkte gibt. Jedes Kind hat einen eigenen Freundeskreis und komplett andere Interessen. Während der Kindheit verbringt man so weniger Zeit miteinander.
Ist der Abstand sehr groß, kommt es häufig vor, dass die älteren Kinder eine Art Elternrolle einnehmen. Das klassische Verhältnis ist so bis ins Erwachsenenalter einer anderen Dynamik unterworfen als bei Kinder mit geringem Altersunterschied. Allerdings sagt der Altersunterschied nur wenig darüber aus, wie sich die Geschwisterliebe im Laufe der Jahre entwickelt. In allen Konstellationen kann es etwa zur Geschwisterrivalität kommen.
Fazit
Geschwister begleiten einen ein ganzes Leben. Sie sind ein wichtiger Teil des Aufwachsens und des Erwachsenwerdens. Denn wir werden täglich dadurch geprägt, wie wir uns in unserem Familienumfeld verstehen und wie wir verstanden werden. Diese spezielle Bindung ist nicht immer einfach. Es kann zu Streitigkeiten kommen, die zum Teil auch noch unter Erwachsenen Bestand haben.
Eltern haben die Aufgabe, allen Kindern eine sichere wie positive Umgebung zu bieten, in denen sie gemeinsam aufwachsen können. Dies führt dazu, dass die Geschwister untereinander ein respektvolles Verhältnis aufbauen, welches den Weg für eine untrennbare Geschwisterliebe ebnet.
Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links
[1] https://www.fritzundfraenzi.ch/gesellschaft/familienleben/funf-mythen-uber-geschwister [2] https://www.welt.de/gesundheit/article127057844/Geschwisterbeziehungen-sind-ein-gewaltiges-Kapital.html [3] https://www.zeit.de/arbeit/2021-04/geschwister-beziehung-forschung-familie-kindheit-rivalitaeten-liebe