Was ist der Baby Blues und was hilft?
Die ersten ein- bis zwei Wochen nach der Geburt sind wohl die spannendsten seit dem Beginn der Schwangerschaft. Der Moment, auf den du 9 Monate gewartet hast, ist nun endlich gekommen. Doch meistens kommt eben alles anders als man denkt und die Realität entspricht plötzlich nicht mehr den eigenen Vorstellungen.
In dieser Zeit der Veränderung ist es ganz normal emotionaler und sensibler zu sein. Doch überkommen dich immer wieder Heulattacken und Stimmungstiefs, so spricht man vom Baby Blues.
Diese unerwarteten Heultage treten bei rund 80% aller Mütter im Wochenbett auf. Dabei ist das ständige Weinen noch kein Grund zur Sorge und gehört zu den ganz normalen Begleiterscheinungen nach einer Schwangerschaft.
Es ist aber nicht gleichzusetzen mit einer Depression nach der Geburt.
Baby Blues Symptome – bin ich betroffen?
Der Baby Blues ist kein Krankheitsbild und eine subjektive Einschätzung, die von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein kann.
Grundsätzlich erkennt man den Baby Blues an den folgenden Symptomen:
- Erhöhte Empfindlichkeit der Sinne (riechen, schmecken, fühlen)
- Ausgeprägte Stimmungsschwankungen
- Grundloses Weinen und Heulattacken
- Niedergeschlagenheit
- Übertrieben Sorgen machen und grübeln
- Konzentrationsstörungen
- Reizbarkeit
- Erschöpfung
Was ist kein Baby Blues?
Dabei ist zu beachten, dass viele traurige und negative Gedanken und Gefühle völlig normal sind nach einer Entbindung. Die meisten Mütter, aber auch Freunde und Verwandte, haben große Erwartungen an diese Zeit, was viel Stress und Enttäuschung mit sich bringen kann.
Der Körper ist erschöpft von den Anstrengungen der letzten Monate und dem Geburtsprozess und auch die Umstellung des Tagesablaufs und das Verabschieden der Schwangerschaft machen sich auf natürliche Weise bemerkbar. Weinen und das Bedürfnis nach mehr Schlaf (vor allem bei nächtlichen Störungen) sind eine natürliche Reaktion des Körpers um Stress abzubauen.
Die Ursachen für Baby Blues
Eine natürliche und biologische Ursache des Baby Blues ist zum einen der rasch abfallende Hormonspiegel nach der Geburt. Wir Frauen kennen das von den Tagen vor der Menstruation.
Der sinkende Östrogen- und Adrenalinspiegel sorgt für ein Stimmungstief und emotionale Instabilität in den ersten Tagen bis Wochen.
Auch der Milcheinschuss und natürlich der Geburtsschmerz, sowie die Versorgung der Geburtswunden, können sehr unangenehm und kräftezehrend sein. Der Baby Blues hat aber auch seine Vorteile. Denn vor allem im Wochenbett ist es wichtig, dass sich die frisch gebackene Mama erholen kann und intensiv und ungestört Zeit mit ihrem Kind verbringt, um die Bindung zu stärken und die beste Versorgung bieten zu können.
Der Einfluss des Geburtsverlaufs
Manchmal spielen der Geburtsverlauf und die Umstände der Mutter eine Rolle. Einen wissenschaftlich fundierten Zusammenhang zwischen dem Babyblues nach dem Kaiserschnitt gibt es bis jetzt nicht. Ein unerwarteter Kaiserschnitt und seine Folgen, schmerzende Brüste oder sonstige körperlichen Folgen einer Geburt können das Stimmungstief jedoch verstärken.
Die meist ungeplanten Erlebnisse oder auch Komplikationen einer Geburt können emotional sehr einschneidend sein, genauso wie die empfundene Unterstützung und Begleitung in der Klinik als auch zu Hause.
Dieser psychische Einfluss auf das Wohlbefinden der Eltern sollte nicht unterschätzt werden und Bedarf Aufmerksamkeit und Zuwendung, um die Erlebnisse zu verarbeiten.
Was hilft gegen Baby Blues?
Obwohl der Baby Blues von ganz alleine kommt und auch wieder geht, gibt es auf Youtube ein paar Ideen und Möglichkeiten das Stimmungstief und die Weinattacken selbst in den Griff zu bekommen.
Dazu gehören vor allem das Akzeptieren und Annehmen der eigenen Gefühle und der Situation.
Ein Kind zu gebären und zu versorgen ist eine der größten Herausforderungen im Leben einer Frau.
Das dabei nicht alles so läuft wie geplant gehört dazu und sollte weder bagatellisiert werden, noch sollte sich eine Frau dafür schämen oder schuldig fühlen.
Die Gesundheit der Mutter steht genauso an erster Stelle wie die des Kindes.
Darum ist es wichtig besonders auf die grundlegenden Dinge zu achten, wie:
- Regelmäßige und ausgewogene Ernährung
- Bewegung in der frischen Luft (mit Baby, am besten tragend)
- Ruhe und Schlaf
- Sozialen Kontakt (auch mit Gleichgesinnten)
- Um Hilfe fragen und annehmen
Unterstützung durch den Partner und Familie
Der Partner und die Familie bieten immer noch die beste Unterstützung für eine junge Mutter. Vor allem bei Schlafentzug und Müdigkeit kann der Partner einspringen und die Versorgung des Babys über den Tag oder in der Nacht übernehmen.
Aber auch die Aufgabenverteilung im Haushalt kann von Familienangehörigen übernommen werden.
Früher war es noch Brauch, dass Nachbarn und Verwandte die Familie in Zeiten des Wochenbetts mit selbstgemachten Mahlzeiten verpflegten.
Zu viel Besuch kann jedoch schnell anstrengend werden, vor allem wenn es der Frau emotional nicht gut geht. Aber zu den richtigen Zeiten kann er Hilfreich sein und die Mutter für kurze Momente entlasten. So gelingen zum Beispiel eine ausgiebige und entspannte Dusche oder ein paar Stunden Schlaf
Wie lange dauert der Baby Blues?
Die Dauer und der Zeitraum des Baby Blues sind so unterschiedlich wie jede Frau selbst. Je nach Verfassung, Geburt und Umständen variiert das Eintreten der Stimmungsschwankungen von ungefähr 3-5 Tage nach der Entbindung und dauert in etwa 7-10 Tage. Auch schwächere Symptome vor und nach dem Baby Blues sind ganz normale Erscheinungen.
Wenn der Baby Blues nicht aufhört
In seltenen Fällen, circa bei einer von zehn Frauen, verschwinden die Symptome des Baby Blues nicht mehr von alleine. Die Heultage nach der Geburt und das grundlose Weinen hören auch nach den ersten zwei Wochen nicht mehr auf und die Stimmungsschwankungen werden extremer.
Das kann der Beginn einer Wochenbettdepression oder Postpartalen Depression sein und im schlimmsten Fall eventuell zu psychotischen Symptomen führen.
Dazu gehören unter anderem Gefühle von:
- Hoffnungslosigkeit
- Angst und Panik
- Einsamkeit
- Schuld
Im schlimmsten Fall kann es zu Desinteresse dem Kind gegenüber, Realitätsverlust, Halluzinationen oder Suizidgedanken kommen.
Depressive Stimmungen und Gefühle sollten daher immer ernst genommen und beobachtet werden.
Dabei ist es aber wichtig zu verstehen, dass die Mutter keine Schuld trägt an ihren Zuständen und eine Depression ein behandelbares Krankheitsbild ist, für das es professionelle Hilfe gibt.
Ab wann brauche ich Hilfe?
Dauern die extremen Stimmungstiefs zu lange an und kommen weitere Symptome hinzu, sollte spätestens nach einem Monat professionelle Hilfe aufgesucht werden.
Depressionen nach der Schwangerschaft sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist völlig in Ordnung um Hilfe zu fragen, noch bevor sich die Symptome verschlimmern können.
Wer kann mir helfen?
Hilfe bekommt man sofort über die Hebamme, den Frauenarzt oder eine Beratungsstelle.
Oft hilft es schon, alleine darüber zu sprechen und sich zu öffnen.
Auch der Partner und die Familie können ein Ventil und offenes Ohr in dieser schweren Zeit sein, im Notfall zur Seite stehen und die Frau zu der richtigen Stelle begleiten.
Fazit
Der Baby Blues ist eine völlig normale und natürliche Erscheinung von Stimmungsschwankungen nach der Geburt. Jede zweite Frau erlebt diese Phase der Heultage, mit grundlosem Weinen, Antriebslosigkeit und Stimmungstiefs in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung.
Der Körper verarbeitet dabei die einschneidenden Erlebnisse, die Schwangerschaft und Geburt mit sich bringen und die Psyche gewöhnt sich an die neue Art der Verantwortung und den Alltag mit Baby. Verwirrende und teils negative Gedanken und Gefühle sind dabei nicht immer gleich dem Baby Blues zuzuschreiben.
Bleibt der Baby Blues nur vorrübergehen, besteht kein Grund zur Sorge. Jede zweite Frau erlebt den Baby Blues nach der Schwangerschaft. Dabei hilft es, vor allem nach Komplikationen bei der Entbindung, die Erfahrung gemeinsam mit Partner, Hebamme oder einer anderen Vertrauensperson zu verarbeiten.
Wer unter dem Baby Blues leidet, sollte vor allem auf sich selbst Acht geben und sich schonen.
Partner und Familie können dabei eine große Entlastung sein und die Situation einer betroffenen Mutter verbessern.
Dauert der Baby Blues länger als vier Wochen und kommen weitere, auffallende Symptome dazu, sollte Hilfe aufgesucht werden. Es ist wichtig rechtzeitig abzuklären, ob es sich um eine Wochenbettdepression handelt. Diese bedarf professioneller Begleitung und ist ein therapierbares Krankheitsbild.
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