Milch abpumpen – Vorteile und Tipps
Muttermilch ist die natürliche Ernährung eines Säuglings. In manchen Situationen ist das Stillen jedoch unpraktisch oder auch gar nicht möglich. Damit dein Baby dennoch Muttermilch bekommt, gibt es die Möglichkeit sie abzupumpen und sie mit einem Fläschchen zu füttern.
Wie du das Milch Abpumpen in deinen Alltag integrierst und weitere Tipps zum Milchabpumpen zeigen wir dir in diesem Artikel.
Wann Milch abpumpen?
In den ersten 2 Wochen nach der Geburt verändert sich deine Muttermilch in der Zusammensetzung. Die Vormilch, auch Kolostrum genannt, besteht aus viel Eiweiß und wenig Fett. Dazu kommen Laktose, Vitamine, Mineralien, Enzyme und Hormone. Nach etwa einer Woche bis zu 14 Tagen wird daraus die Übergangsmilch. Sie besteht aus weniger Eiweiß. Dafür steigt die Menge an Kohlenhydraten und Fett. Nach 10 bis 14 Tagen bildet sich die reife Muttermilch. Hier ist der Hauptbestandteil Laktose. Dazu kommen Mehrfachzucker, Fett, Eiweiße, Enzyme, Hormone, Vitamine sowie Mineralstoffe.
Wann du die Milch am besten sammelst, ist etwa nach einem Drittel der Zeit, die normalerweise zwischen 2 Fütterungen entsteht. So hat deine Brust genügend Zeit, wieder Milch für dein Kleines zu produzieren. Für den Aufbau des Milchvorrats empfiehlt es sich, nach dem Stillen die restliche Milch abzupumpen. Vor allem dann, wenn dein Baby wenig getrunken hat.
Wie kann man Milch abpumpen?
Die einfachste Art, Muttermilch abzupumpen, ist die Milchpumpe. Sie gibt es in verschiedenen Varianten:
Die Pumpen besitzen einen Trichter. In diesem sollte deine Brustwarze mittig sitzen, damit du problemlos abpumpen kannst. Bei der Handpumpe baust du durch das Drücken auf die Flasche einen Unterdruck auf, der dafür sorgt, dass die Muttermilch in die Flasche fließt. Bei elektrischen Modellen passiert das automatisch.
Es gibt die Möglichkeit, jede Brust einzeln oder beide auf einmal abzupumpen. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile.
Möchtest du einseitig Muttermilch abpumpen, wenn dein Baby nicht an der anderen Brust trinkt, ist das wechselseitige Abpumpen sinnvoll. Das bedeutet, dass du die rechte und linke Brust mehrmals hintereinander im Wechsel abpumpst, damit du den Milchspendereflex optimal nutzt.
Wenn du öfter am Tag abpumpen möchtest oder musst, gibt es die Möglichkeit, beide Brüste auf einmal abzupumpen. Das hat den Vorteil, dass du Zeit sparst. Zudem soll diese Methode den Milchspendereflex effektiver auslösen und die Milchproduktion um etwa ein Fünftel anregen.
Elektrische Milchpumpen gibt es auch mit einem Bustier. Damit hast du während der Zeit des Abpumpens beide Hände frei, sodass du nebenher wichtige Aufgaben erledigen oder etwas lesen kannst.
Ohne Milchpumpe Muttermilch sammeln
Wenn du keine Pumpe verwendest, gibt es die Möglichkeit, ohne Milchpumpe die Muttermilch zu sammeln. Dazu bewegst du deine Hand in streichenden, drückenden Bewegungen von der Brust zur Brustwarze. Diese Methode ist dann ideal, wenn du gerade keine Pumpe bei dir hast oder deine Brustwarzen sehr empfindlich sind.
Wie lange das Abpumpen der Muttermilch dauert, kommt auf deine verwendete Technik an. Das einseitige Abpumpen dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Pumpst du beide Brüste auf einmal ab, dauert es etwa 10 bis 15 Minuten. Das Abpumpen per Hand dauert auch etwa 20 Minuten pro Brust.
Wenn das Baby noch nicht an der Brust trinken kann
Nach einer anstrengenden Geburt oder wenn dein Baby nach der Geburt krank ist, passiert es manchmal, dass es noch nicht an deiner Brust trinken kann. Hier ist es oft notwendig, die Vormilch abzupumpen, bis dein Baby an der Brust trinkt.
Auch nach einigen Wochen kann es sein, dass dein Baby das Trinken an der Brust verweigert. Häufig ist der Grund, dass Babys, die anfangs mit einer Flasche gefüttert wurden, im Nachgang die Brust verweigern. Hier hilft dir die Milchpumpe dabei, deine eigene Milch an dein Baby zu füttern, damit du keine Babynahrung benötigst.
Manche Frauen produzieren nach der Geburt nicht ausreichend Muttermilch. Hier kann die Pumpe auch unterstützen, die Milchproduktion anzuregen. Das Abpumpen soll zudem dafür sorgen, dass ein Milchstau verhindert wird. Dieser entsteht durch ungenügendes Entleeren der Brust. Beispielsweise, wenn dein Baby wenig Hunger hat oder sich der Abstand zwischen zwei Stillmahlzeiten unerwartet verlängert. Um den Milchstau zu verhindern, ist es sinnvoll, verschiedene Stillpositionen zu testen, die unterschiedliche Bereiche deiner Brust stärker entleeren.
Das Abpumpen der Muttermilch hilft auch dann, wenn dein Baby kurzzeitig deine Muttermilch nicht trinken sollte. Zum Beispiel, weil du Medikamente nehmen musst, eine Brustentzündung hast oder Alkohol getrunken hast. Bis du wieder stillen darfst, entleerst du deine Brüste mit der Milchpumpe, damit sie sich nicht entzünden. Bei geplanten Ereignissen kannst du dir einen Vorrat Muttermilch anlegen, damit du in dieser Zeit nicht auf Babynahrung umsteigen musst.
Die Milchproduktion anregen – den Milcheinschuss fördern
Nach der Geburt wird die Milchproduktion durch Hormone angeregt, sodass die Milchmenge zunimmt. In den 2 bis 3 Tagen nach der Geburt kommt es normalerweise zum Milcheinschuss. Hier vergrößert sich das Volumen der Brust. Ab dem 4. Tag wird die Milchmenge durch die Nachfrage produziert.
Wenn dein Baby oft trinkt, bildet sich dadurch mehr Milch. Trinkt dein Kleines wenig, bleibt die Milchmenge gleich oder verringert sich etwas. Aus diesem Grund ist es in den ersten Tagen nach der Geburt wichtig, dass die Brust etwa 10 bis 12-mal täglich entleert wird, damit du genügend Milch produzierst. Ist das durch Geburtskomplikationen oder wenig Appetit nicht möglich, entleert die Milchpumpe die Brüste, sodass der Milcheinschuss gefördert wird.
Babys trinken etwa 75 % der Milch. Damit die Milchproduktion stärker angeregt wird, kannst du direkt nach dem Stillen die Brüste durch die Milchpumpe vollständig leeren. Die Milchmenge lässt sich auch durch das Abpumpen zwischen zweier Stillmahlzeiten steigern. Es empfiehlt sich, etwa 5- bis 8-mal täglich abzupumpen, um die Milchmenge zu erhöhen.
Milchspendereflex durch Abpumpen auslösen
Damit die Milch in ausreichender Stärke zur Brustwarze fließt, braucht es das Stillhormon Oxytocin. Durch dieses werden die Milchbläschen zusammengedrückt und die Milchgänge erweitert. Ohne Oxytocin würde dein Baby alleine durch das Saugen nur 10 Milliliter Muttermilch bekommen.
Der Milchspendereflex wird durch das Saugen deines Babys am stärksten aktiviert. Durch drückende Bewegung oder Gedanken an deinen kleinen Schatz wird er auch ausgelöst, wenn du ohne dein Baby Milch abpumpst. Manche elektrischen Milchpumpen besitzen eine spezielle Technologie, die das Saugen deines Babys imitiert. Zudem können Massagen oder warme Umschläge dabei helfen. Viele Mütter beobachten, dass der Reflex bei Körperkontakt mit dem Baby oder zeitgleiches Abpumpen und Stillen am größten ist.
Wie viel Milch am Tag kann man abpumpen?
Pumpst du ab, weil du in der Arbeit bist, kannst du während deiner Arbeitszeit 1- bis 4-mal abpumpen. Je nachdem wie lange du arbeitest. Pumpst du Muttermilch ab, damit deine Milchproduktion angeregt wird, kannst du nach jeder Stillmahlzeit oder nach einem Drittel des Stillintervalls abpumpen.
Wie viel Milliliter Milch du abpumpst, kommt auch darauf an, warum und wann du abpumpst.
Wenn du nach der Stillmahlzeit abpumpst, ist die Menge geringer. Nach einer Stunde lässt sich eine größere Menge abpumpen. Zudem ist die Milchmenge abhängig davon, wie gut der Milchspendereflex ausgelöst wird.
Die Milchmenge variiert von Frau zu Frau und ist davon abhängig, wie viel Milch dein Kleines benötigt. Pumpe deshalb immer so viel ab, bis deine beiden Brüste leer sind. Je mehr du abpumpst, desto mehr Milch wird dein Körper produzieren.
Nur eine Brust oder beide Brüste abpumpen?
Diese Fragen stellen sich viele Mütter. Wenn du beide Brüste abpumpst, bekommst du in kurzer Zeit einen großen Vorrat an Muttermilch. Allerdings kann es dadurch dazu kommen, dass die Milchproduktion angeregt wird und du mehr Milch produzierst, als du eigentlich benötigst. Sinnvoll ist das beidseitige Abpumpen in diesen Situationen:
- Getrennt sein von deinem Baby
- Anregung der Milchproduktion
- Abpumpen, weil du die Muttermilch nicht füttern darfst
- Brustentzündung
- Abgepumpte Milch füttern statt stillen
- Stillprobleme
Mit dem einseitigen Abpumpen lässt sich neben dem Stillen Muttermilch sammeln und aufbewahren, wenn du dein Baby mal nicht die Brust geben kannst. Wenn du stillst und gleichzeitig abpumpst, schöpfst du den Milchspendereflex gänzlich aus. Das Abpumpen einer Brust eignet sich auch dafür, wenn du die Milchproduktion anregen möchtest oder wenn dein Kleines nur an einer Brust trinkt.
Wie lange sollte man pro Brust abpumpen?
Wie lange du Milch abpumpen solltest, kommt darauf an, zu welchem Zeitpunkt du abpumpst. Wenn du nach der Stillmahlzeit die Brust durch das Abpumpen gänzlich entleeren möchtest, solltest du die Milchpumpe höchstens 15 Minuten verwenden.
Pumpst du zwischen 2 Stillmahlzeiten oder ohne dein Baby ab, solltest du in 3 Zyklen abpumpen. Hierdurch wird der Milchspendereflex immer wieder ausgelöst, sodass du genügend Muttermilch sammelst. Empfohlen wird dieser Ablauf:
- Pumpe eine Brust 10 Minuten ab
- Pumpe anschließend die andere Brust ebenfalls 10 Minuten ab
- Pumpe die erste Brust 5 Minuten ab
- Pumpe die andere Brust ebenfalls 5 Minuten ab
- Pumpe dann die erste Brust 2 Minuten ab
- Pumpe anschließend die andere Brust 2 Minuten ab
Wenn du gleichzeitig beidseitig abpumpst, reichen 15 bis 20 Minuten. Zu lange Abpumpzyklen können schmerzhaft für deine Brustwarzen werden. Deshalb lieber öfter und dafür kürzere Intervalle.
Die richtige Haltung beim Abpumpen
Die ersten Male ist das Abpumpen oft noch gewöhnungsbedürftig. Wichtig ist deshalb, dass du dich dabei entspannst und eine bequeme Sitzposition findest. Viele Frauen finden es in der gewohnten Stillposition am angenehmsten. Wenn du schon geübter bist und elektrisch abpumpst, kannst du währenddessen weitere Aufgaben erledigen. Mit einem speziellen BH hast du dabei beide Hände frei.
Stillen und Milch abpumpen
Eine größere Menge bekommst du beim Milch Abpumpen nach dem Stillen. Hierbei ist der richtige Zeitpunkt wichtig. Er sollte nicht zu nah an der nächsten Stillmahlzeit sein, damit dein Kleines genügend Milch bekommt. Wenn du weißt, dass dein Baby etwa alle 3 Stunden Hunger bekommt, ist es sinnvoll, 60 bis 90 Minuten nach der letzten Mahlzeit abzupumpen.
Mehr Flexibilität durch Milch abpumpen
Durch das Muttermilch Abpumpen gewinnst du etwas Flexibilität für deinen Alltag. Dein Baby hat durch den Milchvorrat ausreichend Nahrung, auch wenn du nicht Zuhause bist. So überbrückst du deine Arbeitszeiten, wichtige Termine oder Auszeiten mit Freunden. Zudem ist es sinnvoll, wenn du einen Vorrat hast, falls du Medikamente nehmen musst, die in die Muttermilch übergehen.
In diesen Situationen kannst du die abgepumpte Milch aufbewahren und erwärmen, wenn sie benötigt wird. Zudem können Oma, Tante oder Papa dein Kleines füttern.
Abgepumpte Muttermilch sammeln
Hygiene ist bei allem, was dein Baby betrifft, wichtig, da sein Immunsystem noch nicht stark genug ist. Das gilt auch für die gesammelte Muttermilch. Die Milch eines Tages kannst du in einem Gefäß sammeln. Die Gefäße sollten sorgfältig gesäubert sein, damit das Risiko von Keimen verringert wird. Die frisch abgepumpte Menge darf nicht mit der bereits gekühlten oder eingefrorenen Portion gemischt werden.
Wichtig ist, dass du die Muttermilch in geeigneten Behältern lagerst, damit sie nicht mit Schadstoffen in Berührung kommt. Hierzu gibt es Muttermilch Einmalbeutel in Drogerien oder Apotheken.
Wenn du alle Portionen eines Tages gesammelt hast, kannst du sie einfrieren. Dazu empfiehlt sich, dass du sie in verschiedenen Portionsgrößen teilst, damit du später nicht zu viel auftaust und eventuell verwerfen musst. Auf die Beutel solltest du zudem das Datum vermerken, sodass du weißt, wie lange die Portion schon eingefroren ist. Doch wie lange ist die abgepumpte Milch haltbar?
Haltbarkeit von Muttermilch
Muttermilch kannst du aufwärmen und lagern, sodass sich dein Alltag flexibler gestaltet. Jedoch hat die Haltbarkeit seine Grenzen, welche von der Umgebungstemperatur abhängen.
Wenn du dir einen Vorrat anlegst, ist das Einfrieren deshalb empfehlenswert. Den Beutel mit der abgepumpten Milch solltest du nicht zu nah an der Tür oder den Wänden lagern, damit die Temperatur möglichst konstant bleibt.
Wenn du weißt, dass du die gesammelte Muttermilch schon am nächsten Tag benötigst, ist die Lagerung im Kühlschrank empfehlenswert. Dadurch hast du weniger Aufwand mit dem Aufwärmen, als wenn du die Portion einfrierst.
Eingefrorene Milch sollte schonend auftauen, damit hitzeempfindliche Enzyme nicht zerstört werden. Dazu empfiehlt sich der Kühlschrank. Hast du weniger Zeit die Portion aufzutauen, kannst du sie auch unter fließendem, lauwarmem Wasser oder im Flaschenwärmer wärmen. Die Mikrowelle solltest du dafür nicht nutzen.
Sobald sie auf Zimmertemperatur erwärmt ist, kannst du dein Kleines damit füttern. Trinkt dein Baby nicht die ganze Portion, ist die Muttermilch noch etwa 1 bis 2 Stunden haltbar. Danach ist die Gefahr einer Keimbesiedelung zu groß, sodass du diese Portion verwerfen solltest.
Muttermilch spenden
In Amerika ist es schon fast Normalität. In Deutschland rollt es gerade erst an: die Muttermilchspende. Hier spenden Mütter ihre überschüssige Milch an Frauenmilchbanken. Diese testen die Milch auf Erkrankungen, Drogen, Keime und Medikamentenrückstände, frieren sie ein und geben sie an bedürftige Mütter ab. Häufig benötigen Mütter von Frühchen gespendete Muttermilch, da sie selbst noch nicht genügend produzieren. Muttermilch ist besonders für Frühchen wichtig, weil hier Inhaltsstoffe dafür sorgen, dass das Immunsystem und die Darmschleimhaut aufgebaut werden.
Insgesamt gibt es 18 dieser Muttermilchbanken in Deutschland. Weitere Onlineplattformen sind aktuell im Aufbau. Die Nachfrage ist derzeit größer als das Angebot, wie auch dieser Artikel zeigt.
Fazit für das Milch Abpumpen
Viele Frauen haben das Vorurteil, dass sie mit einem gestillten Baby sehr angebunden sind und ihr Baby überall mit hinnehmen müssen. Doch auch wenn du früh wieder arbeiten gehst oder einen Tag mit Freundinnen verbringen möchtest, muss dein Kleines nicht auf deine Muttermilch verzichten.
Du kannst sie mithilfe einer Milchpumpe abpumpen und bis zu einem halben Jahr aufbewahren. So bekommst du wieder mehr Flexibilität und weißt dein Baby rundum versorgt. Zudem hast du dadurch die Möglichkeit, überschüssige Milch an Frauen zu spenden, die noch zu wenig Milch für ihre Kleinen produzieren.
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