Die Stillzeit: wunderbar und anstrengend zugleich
Rückblickend werden es vermutlich alle Mütter bestätigen: Die Stillzeit ist die schönste und innigste Zeit überhaupt. Wenn das Baby an der Brust liegt und nuckelt, ist das für Mutter und Kind ein sehr intimer und wunderbarer Moment. Deswegen nehmen sich die allermeisten Mütter fest vor, ihr Baby zu stillen. Manchmal kann es dabei allerdings Probleme geben. Es lohnt sich aber, nicht gleich das Handtuch zu werfen.
Was hat das Stillen für Vorteile?
Muttermilch ist in Bezug auf ihre Zusammensetzung optimal auf das Baby abgestimmt. Es gibt einfach nichts Besseres und Passenderes für Neugeborene als die Milch ihrer Mutter. Sie enthält alle wichtigen Nährstoffe, die es braucht, um zu wachsen und gedeihen. Dabei stellt sie sich auf die Bedürfnisse der Babys ein, wird fetthaltiger oder dünnflüssiger oder gibt sogar Antikörper der Mutter weiter, wenn diese erkältet ist.
Man vermutet, das gestillte Babys weniger Allergien haben als nicht gestillte, um nur einen gesundheitlichen Vorteil zu nennen. Auch die Mutter profitiert vom Stillen: Frauen, die ein Kind gestillt haben, bekommen seltener Brustkrebs und leiden weniger häufig an Übergewicht.

Stillen ist außerdem ungemein praktisch, weil die Muttermilch in der Brust überall uneingeschränkt wohltemperiert zur Verfügung steht und die Eltern nicht mit Fläschchen hantieren müssen. Zu guter Letzt ist es natürlich auch günstiger, wenn du dein Baby stillst.
Wie bereitet man die Brust am besten auf das Stillen vor?
Tatsächlich kann grundsätzlich fast jede Mutter ihr Baby stillen. Dennoch geben viele Mütter vorschnell auf, weil sie Schmerzen haben oder der Meinung sind, sie hätten nicht genug Milch.

Während man bis vor kurzem noch empfohlen hat, die Brustwarzen durch Rubbeln abzuhärten, sieht man heute wieder davon ab. Hebammen empfehlen meist, die Brust einfach in Ruhe zu lassen, nur mit Wasser zu waschen und keinerlei Kosmetika aufzutragen. Eine weitere Möglichkeit sind kalt-warme Wechselduschen, du kannst aber auch ab und zu – wenn möglich – etwas Sonne an deine Brustwarzen lassen. Das reicht als Abhärtung völlig aus.
Das Baby ist da: die ersten Stillversuche
Nach der Geburt wirst du erst mal erschöpft sein. Dennoch ist es wichtig, dass du dein Baby jetzt täglich regelmäßig anregst, damit der Milchfluss in Gang kommt. Am besten sollte dein Baby direkt nach der Geburt, auch wenn es sich um einen Kaiserschnitt gehandelt hat, mindestens eine Stunde lang bei dir bleiben dürfen. In stillfreundlichen Krankenhäusern ist das eine Selbstverständlichkeit.
Es ist wichtig, dass du dich bei einer Hebamme bereits vor der Geburt über die Grundlagen des Stillens informierst. Wenn du bereits in der Schwangerschaft Kontakt zu einer Hebamme oder Stillgruppe hast, erhöht dies die Chance deutlich, dass du dein Baby ohne Probleme stillen kannst. Sie kann dich bei Fragen und Problemen nämlich jederzeit unterstützen. Sorge auch dafür, dass ab dem Zeitpunkt, ab dem du wieder zuhause bist, eine Nachsorgehebamme zur Verfügung steht.
Und natürlich ist es auch wichtig, dass du für die Geburt eine stillfreundliche Einrichtung aussuchst, in der man dich dabei unterstützt und nicht gleich am ersten Tag deinem Baby das Fläschchen anbietet.
Es gibt ein paar Faktoren, die das Stillen positiv beeinflussen und die du noch im Krankenhaus beherzigen solltest Dein Baby sollte rund um die Uhr bei dir sein dürfen (Rooming in) und es sollte den Großteil der Zeit sogar bei dir im Bett verbringen. Es sollte keinen Schnuller und in keinem Fall Tee oder Sonstiges zugefüttert bekommen, auch wenn die Milch nicht gleich am ersten oder zweiten Tag läuft. Außerdem solltest du es gerade in den ersten Tagen bis zu 12 Mal am Tag anlegen.
Woran erkennt man, dass das Baby Hunger hat?
Babys, die Hunger haben, zeigen das ganz deutlich. Und zwar nicht nur durch lautes Schreien, sondern auch dadurch, dass sie das Köpfchen hektisch hin- und her bewegen und regelrecht nach der Brustwarze suchen. Außerdem nuckeln sie an ihren Händchen oder an allem, was ihnen in den Weg kommt.
Wie oft und wie lange sollte das Baby gestillt werden?
Wie lange du dein Baby stillst, das bleibt ganz dir überlassen. Jede Mutter sollte es so machen, wie sie es für richtig hält. Empfohlen wird heute, Babys ein halbes Jahr voll zu Stillen und dann darf es nach und nach den einen oder anderen Brei zugefüttert bekommen. Stillen nach Bedarf sollte laut WHO Empfehlung mindestens bis zum zweiten Lebensjahr fortgeführt werden. Vor allem in Zeiten, in denen das Baby krank ist, bietet Muttermilch die richtigen Nährstoffe.
Oft sind Babys mit einem Jahr schon ganz abgestillt, einige Mütter stillen weit darüber hinaus, weil sie die innigen Momente mit ihrem Baby einfach genießen und Muttermilch viele Vorteile hat. Sie ist beispielsweise viel besser für das Kind als Kuhmilch, die später oft zugefüttert wird. Lass dir hier von keinem reinreden und tu das, was du für richtig hältst!
Heutzutage wird empfohlen, das Baby nach Bedarf und keinesfalls nach Plan zu stillen. Das heißt, am besten intuitiv und dann, wenn das Baby Hungergefühle zeigt und nicht etwa dann, wenn die Uhr signalisiert, dass es wieder Zeit ist. Da Neugeborene einen Magen so groß wie eine Haselnuss haben, kommen sie auch entsprechend öfters zum Füttern. Die kleine Menge ist schnell verdaut. Mit zwei Wochen hat der Magen die Größe eines Hühnereis.
Generell ist es normal, dass eine Stillmahlzeit bis zu einer Stunde lang dauert. Manche Babys sind einfach schneller, andere brauchen beim Trinken immer wieder eine Pause oder schlafen sein.
Ab wann zufüttern?
Es wird empfohlen, frühestens mit 6 Monaten zuzufüttern. Auch hier ist sehr viel Geduld angesagt, da es dein Baby gewohnt ist, an der Brust zu trinken und mit einem Plastiklöffel vermutlich nicht viel anfangen kann. Normalerweise ersetzt man zuerst die mittägliche Sitllmahlzeit, dann die morgens, die nachmittags und ganz am Schluss die am Abend. Wie lange das jeweils braucht, dafür gibt es keinen Zeitplan. Mach es genauso so, wie du es für richtig hältst und wie dein Baby dazu bereit ist.
Stillprobleme
Milchstau, wunde Brustwarzen, das Baby spuckt immer wieder – diese Probleme sind leider keine Seltenheit. Ab besten fragst du deine Hebamme um Rat, denn sie kann dir genau sagen, was bei welchem Problem hilfreich ist. Wenn die Brustwarze schmerzt, ist es möglich, dass du dein Kind in der falschen Position anlegst und es deswegen zu fest an deiner Brustwarze zieht.
Achte darauf, dass der Kopf deines Babys immer auf Höhe deiner Brust und der Mund auf Höhe deiner Brustwarze liegt, so dass es die Brustwarze ganz bequem erreichen kann. Die Hebamme wird der verschiedenen Anlegepositionen zeigen – im Liegen, auf der Seite, im Sitzen oder das Baby unter den Arm geklemmt. Die richtige Anlegeposition ist das A und O zum schmerzfreien Stillen.
Wunde Brustwarzen

Einweg Stilleinlage
Übrigens solltest du, wenn du wunde Brustwarzen hast, keinesfalls weniger oder kürzer stillen als bisher. Wichtig ist vielmehr, dass dein Baby immer die Möglichkeit hat, deine Brust auch wirklich leer zu trinken, denn ansonsten könnte ein Milchstau entstehen.
Milchstau und Brustentzündung
Milchstau ist eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit. Dabei fließt die Milch nicht mehr richtig ab, es kommt zu einem verhärteten und druckempfindlichen Gewebe in der Brust. Teilweise bilden sich Knubbel oder rote Flecken, die auch nach dem Stillen nicht verschwinden. Sollte ein Milchstau auftreten, helfen meistens kühlende Quarkwickel. So oder so ist mit einem Milchstau nicht zu spaßen. Die Stillende fühlt sich oft schlapp und wenn sich dann noch Kopfschmerzen und eine erhöhte Temperatur dazugesellen, kann daraus eine Brustentzündung entstehen. Dabei kann das Fieber bis zu 40 Grad steigen und du fühlst dich so richtig krank.
Viele Mütter hören dann mit dem Stillen auf, wobei auch das nicht sein müsste. Deswegen solltest du bereits bei den ersten Anzeichen für einen Milchstau deine Hebamme um Rat bitten. Sie wird dir vermutlich empfehlen, das Baby in einem anderen Winkel zum Trinken anzulegen, so dass sein Unterkiefer an genau der Stelle liegt, an der sich die Verhärtung befindet. Denn dann trinkt dein Baby genau diese Milchdrüsen leer.
Zu wenig Milch
Wenn du das Gefühl hast, du hättest zu wenig Milch, lege dein Baby häufiger an und wärme die Brust mit warmen Tüchern. Auch das Trinken von Stilltee kann sich positiv auf die Milchbildung auswirken.
Saugverwirrung
Wenn dein Baby zu früh den Schnuller oder die Flasche bekommt, kann das zur so genannten Stillverwirrung führen. Das heißt, dein Baby ist verwirrt, weil es an der Brust anders saugen muss als an der Flasche. (An der Flasche geht es tatsächlich ein bisschen einfacher). Deswegen solltest du dein Baby in den ersten paar Wochen ausschließlich stillen, damit es sich daran gewöhnt, an der Brust zu trinken.
Bei Schlupfwarzen können Stillhütchen eine echte Hilfe darstellen.
Milchbildung und Ernährung – was sollte beachtet werden?

Dass du dich gerade in der Stillzeit abwechslungsreich und gesund und nicht gerade von Fastfood, Süßigkeiten und Chips ernähren solltest, versteht sich ohnehin von selber. Du musst jetzt schließlich nicht nur dich, sondern auch dein Baby gut versorgen!
Um die Milchbildung gut anzuregen, solltest du sehr viel trinken, am besten mindestens 3 Liter am Tag. Es gibt spezielle Milchbildungstees, die den Milchfluss unterstützen können.
Ein paar Tipps zum entspannten Stillen
Mit ein paar einfachen Tipps machst du dir und deinem Baby das Stillen garantiert etwas leichter.
Zuallererst solltest du dir, wenn du dein Baby stillst, immer ausreichend Zeit und Ruhe gönnen. Wenn du gestresst bist, überträgt sich das auf dein Baby und es wird nicht mehr trinken wollen. Stillen, das bedeutet gerade am Anfang eine Menge Geduld und Ausdauer. Gib euch ein wenig Zeit, bis sich der erste Stillrhythmus eingestellt hat.
Du solltest zudem immer abwechselnd mal mit der rechten, mal mit der linken Brust anfangen und dein Baby eine Seite ganz und die andere Seite nur antrinken lassen. So stellst du sicher, dass sich genügend Milch bilden kann. Wenn dein Baby etwas länger braucht zum Stillen, dann gib ihm die Zeit. Hat es einen Wachstumsschub, kann es sein, dass es deutlich öfter nach der Brust verlangt als sonst. Auch das ist völlig normal und passiert alle paar Wochen bis Monate.
Besorge dir am besten noch in der Schwangerschaft ein Stillkissen. Dieses kann nämlich sehr hilfreich dabei sein, dein Baby korrekt anzulegen. Lass dir die richtige Anlegetechnik schon vor der Geburt von deiner Hebamme zeigen. Das Anlegen ist das A und O und hat großen Einfluss darauf, ob das Stillen klappt oder nicht.
In der ersten Zeit solltest du außerdem die Milch nicht gleich abpumpen, da dies sonst zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage führen kann. Nach ein paar Wochen, wenn sich alles eingespielt hat, kannst du aber den Versuch wagen und mal ein bisschen Milch abpumpen. Das verleiht dir ein wenig mehr Flexibilität, denn dann kann Papa die Milch auch in deiner Abwesenheit aus dem Fläschchen füttern. Dazu solltest du sie entweder wenige Stunden im Kühlschrank aufbewahren oder aber besser gleich einfrieren.
Stillhebammen und andere Organisationen
Es ist entscheidend, eine gute Hebamme an der Hand zu haben, die dich bei Stillproblemen unterstützt, die dich schon vor der Geburt berät und die du im Zweifelsfall auch direkt nach der Geburt im Krankenhaus anrufen kannst, sollte es Probleme gegeben.
Wenn es in deiner Nahe eine Stillgruppe gibt, wäre es eine gute Idee, dort mal vorbeizuschauen, denn hier kannst du dich mit anderen Müttern austauschen und bereits erste Kontakte knüpfen.
Außerdem gibt es einige Organisationen, die sich mit dem Thema Stillen auseinandersetzen wie zum Beispiel die La Leche Liga und ähnliche. Sie geben Empfehlungen und helfen auch bei Stillproblemen, genauso wie der Kinderarzt.
Was kann der Papa während dieser Zeit tun?
Wichtig ist, dass der frischgebackene Vater weiß, wie wichtig diese erste Phase ist und die Mutter dabei dementsprechend unterstützt. Gerade im Wochenbett brauchen Mütter sehr viel Ruhe. Väter helfen am meisten, wenn sie Verständnis aufbringen, ihrer Frau die Ruhe gönnen und sie dabei unterstützen, so gut es nur geht – zum Beispiel bei den anfallenden Hausabreiten. Das Stillen kann dir selbstverständlich keiner abnehmen – sei froh, denn es ist eine ganz wunderbare Erfahrung.
Es ist aber immer wichtig, dass der Papa auch involviert wird, denn nicht wenige Väter fühlen sich von der innigen Mutter-Kind Bindung erstmal einfach nur ausgeschlossen und außen vor. Väter sollten ebenfalls so oft wie möglich Körperkontakt mit ihrem Baby haben oder ihm das Fläschchen geben, wenn du mal Milch abgepumpt hast. Außerdem kann der Papa auch abwechselnd das Wickeln übernehmen und dabei gleich eine Schmuserunde einbauen. So kommt die Vater-Kind Beziehung garantiert nicht zu kurz.
Fazit
Stillen ist rundum für Mutter und Kind zu empfehlen. Beide profitieren davon, es ist die innigste Zeit und stärkt die Mutter-Kind-Bindung enorm. Falls du Probleme bekommen solltest, gib nicht vorschnell auf. Suche dir am besten noch in der Schwangerschaft eine gute Hebamme, die dich dabei unterstützen kann. Achte bei der Wahl der Entbindungsklinik darauf, dass sie stillfreundlich ist. Knüpfe Kontakt zur örtlichen Stillgruppe, dann hast du andere Mütter, mit denen du dich austauschen kannst. Und last but not least: Lass dir und deinem Baby Zeit, sei geduldig. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das gilt auch für das Thema stillen!
Weiterführende Links:
https://www.dha-allergien.de/ernaehrung.html
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